Mit Thorsten Brinkmann und Simon Nelke zeigt die galerie w zwei herausragende Positionen der zeitgenössichen Kunst, die durch ihre vielseitigen Betrachtungsweisen diverse Zugänge zur Kunst schaffen.
Thorsten Brinkmann erschafft seine Werke aus einer stetig wachsenden Sammlung aus ausrangierten Überbleibseln unserer Wohnkultur. Aus diesen scheinbar nutzlosen Gegenständen formt Thorsten Brinkmann seine Portraits without Faces oder kreiert sensationelle Assamblagen, die, wie durch eine optische Täuschung, mit dem Blick des Betrachters spielen.
Seine Arbeiten bewegen sich scheinbar mühelos zwischen den Gattungen und spielen mit unserem kollektiven Bildgedächnis. So bedient sich Brinkmann aus einem kunsthistorischen Spektrum, das von altmeisterlichen Stillleben des 16. und 17. Jahrhunderts, frühneuzeitlicher Herrscherproträts über Dada und Duchamps Readymades bis hin zu Mondrians Mondrians radikalen Farbflächen reicht. Humorvoll und spielerisch, befremdlich oder sogar bedrohlich — tatsächlich sind Brinkmanns Arbeiten all das. Vieldeutigkeit und unbändige Lust an der Metamorphose sind Teil seines Konzepts.
Ganz anders arbeitet der Maler Simon Nelke mit seinen mystischen Protagonisten, die dem Prinzip des Setzens und Löschens gehorchen. Das, war darunter liegt, Schicht für Schicht zu Tage fördern, die Schatten des Sichtbaren in den Vordergrund stellen und das Verborgene zum Motiv machen. Diese Form des Kunstschaffens ist es, welche Nelke antreibt. Das Aufbrechen darf man hierbei wörtlich nehmen: so treten in seinen Arbeiten oftmals frühere Schichten zutage, die er durch partielles Abreißen von Leim und Farbe freilegt. Seine meist menschlichen Protagonisten, die mal eindringlich, mal rätselhaft erscheinen, ziehen den Betrachter in ihren Bann. Doch auch mit seinen völlig abstrakten Werken spielt Nelke mit dem Unsichtbaren und ruft verschiedene Assoziationen beim Betrachter auf. Seine Stillleben sind fesselnd und besänftigend zugleich.
Brinkmann und Nelke vereint schließlich nicht nur die Einladung zum genauen Hinschauen und Mitdenken, sondern die Konzentration, die sie in der Betrachtung verlangen.